Otoakustische Emissionen (OAE)

 

Die am weitesten verbreitete Methode im Rahmen des Neugeborenen-Hörscreenings ist die Messung transitorisch evozierter Otoakustischer Emissionen (TEOAE). Diese Messung beruht auf der Tatsache, dass die äußeren Haarzellen im Innenohr die Fähigkeit zu einer aktiven Eigenbewegung besitzen. Sie sind dadurch in der Lage, selbst Schallreize auszusenden. Während der mechanisch-elektrischen Schallwandlung wird durch die aktive Eigenbewegung der Haarzellen eine „retrograde" (rückwärts laufende) Wanderwelle in der Cochlea ausgelöst. Diese erzeugt einen sehr leisen Schallreiz, der auf dem gleichen Weg nach außen gelangt, auf dem der Luftschall das Innenohr erreicht. Über ein sehr empfindliches Mikrofon kann die Schallaussendung im Gehörgang aufgenommen werden.

Quelle: http://www.gnotometrics.de/

 

Die Messung von Screening-OAE’s geschieht mit Hilfe einer speziellen Messsonde, die mit Hilfe eines Gummistöpsels in den Gehörgang des Säuglings eingeführt wird. Das daran angeschlossene Screening-Gerät sendet zunächst über einen kleinen Lautsprecher in der Messsonde definierte Schallreize aus. Über ein ebenfalls integriertes Messmikrofon in der Sonde werden die Schallaussendungen des Innenohres aufgenommen und im Gerät selbst über ein Mittelungsverfahren mit Hilfe speziell entwickelter Algorithmen ausgewertet. Die Messung dauert meist nur wenige Sekunden.

 

Firma Fischer-Zoth / MACK Medizintechnik // Lehnhardt, Praxis der Audiometrie

 

Lassen sich auf den applizierten Messstimulus hin innerhalb definierter Grenzen Schallaussendungen des Innenohres nachweisen, so kann dies als Nachweis der Funktionsfähigkeit der äußeren Haarzellen interpretiert werden. Dies bedeutet in den meisten Fällen, dass das Innenohr innerhalb des sprachrelevanten Frequenzbereichs (etwa zwischen 1 und 4 kHz) keine gravierende Funktionsstörung aufweist, da ein isolierter Ausfall der inneren Haarzellen äußerst selten auftritt. Lassen sich in der Testsituation keine OAE nachweisen, so deutet dies jedoch nicht zwangsläufig auf einen Hörverlust hin. Die Messung ist sehr störanfällig im Hinblick auf Umgebungslärm. Zudem können auch vorübergehende Störungen der Schallleitung, z.B. im Rahmen einer Erkältung, die Messung negativ beeinflussen. Gerade in den ersten zwei bis drei Lebenstagen können sich zudem noch Reste von Fruchtwasser und Gewebe aus dem Mutterleib im Gehörgang des Säuglings befinden, welche sich dann auch häufig negativ auf die OAE-Messungen auswirken.
Die Messung Otoakustischer Emissionen lässt zudem keine Aussage über die Funktion des Hörnervs und der Hörbahn zu. Um diese zu überprüfen, können akustisch evozierte Hirnstammpotentiale (BERA oder ABR) gemessen werden.

Otoakustische Emissionen können auch spontan auftreten (SOAE), sie besitzen dann jedoch keine Relevanz für die Diagnostik von Hörstörungen.

 

 

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