Anatomie und Physiologie
des Ohres
Quelle: http://www.hoeren-heute.de/gehoer.htm
Der
Hörvorgang
Beim normal
funktionierenden Ohr werden alle eintreffenden Schallwellen,
also Sprache, Stimmen, Geräusche etc., von der Ohrmuschel
aufgenommen und dort zunächst einmal gebündelt. Bei
Schallwellen handelt es sich um mechanische Schwingungen, die
über ein Medium, z.B. Luft, übertragen
werden. Das äußere
Ohr mit dem Gehörgang wirkt wie ein Trichter und leitet
die Schallwellen bis ans Trommelfell. Über das Trommelfell
werden diese Schwingungen zunächst auf die Gehörknöchelchen
(Hammer, Amboss, Steigbügel) im Mittelohr und dann an
das Innenohr, die so genannte „Hörschnecke“ oder „Cochlea“,
weitergeleitet. Diese ist mit Flüssigkeit gefüllt
und enthält etwa 12.000 äußere und 3.500 innere
Haarzellen auf der „Basilarmembran“. Die Flüssigkeit überträgt
jeden mechanischen Schallreiz an eine bestimmte Stelle in der
Cochlea. Diese arbeitet „tonotopisch“. Das bedeutet,
die Tonhöhe des wahrgenommenen Tons ist abhängig
von der Stelle in der Cochlea, an welcher die jeweilige Schwingung
verarbeitet wurde.
Die äußeren Haarzellen bewirken zunächst eine Verstärkung
des Schalls, in den inneren Haarzellen findet dann die Umwandlung
der mechanischen Schwingungen in elektrische Nervenimpulse statt.
Der Hörnerv leitet den Schall als Aktionspotential über
die so genannte "Hörbahn" an das Gehirn weiter, wo
die weitere Verarbeitung und Zuordnung der Schallreize stattfindet.
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Formen, Ursachen und Behandlung von Schwerhörigkeiten
Es
gibt verschiedene Faktoren, die eine Schwerhörigkeit
verursachen können. Die Wahl der geeigneten Therapieform
richtet sich nach der Ursache und dem Grad der Hörstörung.
Hierzu ist gerade bei Kindern eine eingehende Diagnostik
notwendig, um den Hörschaden genau lokalisieren und
klassifizieren zu können.
Schallleitungsschwerhörigkeit
Wird
der Schall bereits auf seinem Weg zum Innenohr gehemmt, so
spricht man von einer Schallleitungsschwerhörigkeit.
Hierfür gibt es verschiedene Ursachen:
Am häufigsten treten Störungen der Mittelohrfunktion auf.
Meistens werden diese verursacht durch einen Unterdruck im Mittelohr
oder Flüssigkeit hinter dem Trommelfell (Mittelohrerguß),
wodurch das Trommelfell wiederum nicht in der Lage ist, ungehindert
zu schwingen. Durch die herabgesetzte Beweglichkeit des Trommelfells
kann der Schall nur gedämpft übertragen werden. Eine solche „Tubenbelüftungsstörung“ wird
meist durch Erkältungen, Infektionen, vergrößerte
Nasenmuscheln (Polypen) oder Fremdkörper verursacht, die die „Eustach’sche
Röhre“, also die Verbindung des Mittelohres zum Nasen-Rachen-Raum,
verengen oder verschließen können. Andere mögliche
Ursachen für eine Schallleitungsschwerhörigkeit sind Fremdkörper
oder Ohrenschmalz (Cerumen) im Gehörgang. All diese Faktoren
verursachen meist nur vorübergehend einen Hörverlust und
können häufig medikamentös oder operativ behandelt
werden. Es können jedoch auch Fehlbildungen des Gehörganges
sowie des Mittelohres vorliegen, die nur bedingt operativ behandelt
werden können und somit eine bleibende Hörstörung
verursachen. Auch eine Schädigung oder Versteifung der Gehörknöchelchen
ist als Ursache für eine permanente Schallleitungsstörung
denkbar.
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Versorgung
von Schallleitungsschwerhörigkeiten
Im
Extremfall kann eine reine Schallleitungsstörung eine
Schwerhörigkeit von bis zu 60 dB HL verursachen. Einige
Ursachen für eine Schallleitungsstörung können
medikamentös oder operativ behandelt oder sogar behoben
werden. Ein permanenter Hörverlust von mehr als 20 dB,
welcher über mehr als ein paar Tage oder Wochen anhält,
wird jedoch meist apparativ mit einem Hörgerät
versorgt, da ansonsten negative Auswirkungen auf die Entwicklung
des Kindes zu befürchten sind. Dabei stehen zunächst
einmal konventionelle Luftleitungs-Hörgeräte zur
Verfügung, die vor allem bei Kindern üblicherweise
als hinter-dem-Ohr (HdO)-Variante getragen werden. Außerdem
können gerade bei Schalleitungsschwerhörigkeiten
auch Knochenleitungs-Hörgeräte eingesetzt werden,
die den aufgenommenen Schall über Schwingungen des Schädelknochens
direkt an das Innenohr übertragen. Eine spezielle Form
sind dabei knochenverankerte Hörgeräte (bone anchored
hearing aid, BAHA). Bei entsprechender Indikation kann operativ
eine Schraube in den Schädelknochen implantiert werden,
wenn das Kind alt genug ist. Bei kleineren Kindern wird das
Gerät über ein Stirnband am Kopf befestigt.
(c)
Cochlear
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Schallempfindungsschwerhörigkeit
Liegt
die Ursache für eine Schwerhörigkeit im Innenohr
oder auf der Hörbahn, so bezeichnet man dies als Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Meist liegt dabei eine Schädigung der Haarzellen in
der Cochlea vor, wodurch der Schall in den betroffenen Frequenzbereichen
nicht mehr einwandfrei verarbeitet werden kann. Eine solche
Schädigung kann diverse Ursachen haben. Bei einer funktionierenden
Cochlea kann in seltenen Fällen die Weiterleitung der
Nervenimpulse auf der Hörbahn bis zu den entsprechenden
Hirnregionen gestört oder unterbrochen sein, hier spricht
man von einer neuralen oder retrocochleären Schwerhörigkeit.
Viele Innenohrschwerhörigkeiten sind angeboren, sie können
vererbt oder genetisch bedingt sein. Einige Schwerhörigkeiten
treten auch im Zusammenhang mit bestimmten Syndromen auf (z.B. Pendred-Syndrom,
Usher-Syndrom, Down-Syndrom). Es kann jedoch auch eine spontane Fehlbildung
des Innenohres vorliegen. Als weitere mögliche Ursache für
einen Innenohrschaden ist eine Infektion der Mutter innerhalb der
ersten drei Schwangerschaftsmonate, beispielsweise mit Röteln,
denkbar. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente während der
Schwangerschaft kann intrauterin zu einer Hörschädigung
führen. Des weiteren kann auch ein Sauerstoffmangel während
der Schwangerschaft oder der Geburt sowie eine Neugeborenen-Infektion
das Gehör des Babys beeinträchtigen. Nach der Geburt kann
auch ein stark erhöhter Bilirubin-Spiegel im Blut, auch bekannt
als „Hyperbilirubinämie“ oder „Neugeborenen-Gelbsucht“,
auf Dauer eine Schädigung des Hörvermögens zur Folge
haben.
Auch, wenn kein offensichtlicher Grund für einen Hörschaden
vorliegt, sollte in jedem Fall ein Neugeborenen-Hörscreening
durchgeführt werden. Bei etwa der Hälfte aller versorgungsbedürftigen
Hörstörungen lässt sich keine eindeutige Ursache feststellen
(Deutsches Zentralregister für kindliche Hörstörungen
(DZH) Berlin, 2003).
Auch
längere Zeit nach der Geburt kann sich noch eine Hörstörung
entwickeln. Hierbei spielen hauptsächlich im Kindesalter
Mittelohrprobleme eine große Rolle. Im Laufe der Kindheit
kann jedoch auch eine unter Umständen massive Innenohrstörung
entstehen. Dies geschieht beispielsweise im Zusammenhang
mit spezifischen syndromalen Erkrankungen (z.B. Pendred-Syndrom)
oder durch eine Infektion (z.B. Pneumokokken-Meningitis).
Sie kann aber auch durch einen Unfall (Schädel) oder
so genannte ototoxische Medikamente (z.B. während einer
Chemotherapie) verursacht werden. Das Neugeborenen-Hörscreening
ist daher extrem wichtig für die Früherkennung
von kindlichen Hörstörungen, später auftretende
Hörstörungen können damit jedoch nicht vollständig
ausgeschlossen werden. Daher sollte beim Verdacht auf einen
Hörverlust immer der Kinder- oder HNO-Arzt bzw. ein
Facharzt für kindliche Hörstörungen (Pädaudiologe)
aufgesucht werden.
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Versorgung
von Schallempfindungsschwerhörigkeiten
Eine
Schädigung des Innenohres (cochleäre oder sensorische
Schwerhörigkeit) oder der Hörbahn (retrocochleäre
oder neurale Schwerhörigkeit) kann derzeit noch nicht
medikamentös oder operativ behoben werden. Daher findet
die Therapie fast ausschließlich apparativ statt. In
den meisten Fällen werden konventionelle HdO-Hörgeräte
(s.u.) auf den Hörverlust angepasst. Die Anpassung sollte,
nach ausführlicher Diagnostik, in jedem Fall von einem
Hörgeräteakustiker mit einer Zusatzausbildung für
Kinder (Pädakustiker) oder in einer Facheinrichtung
(z.B. Klinik) für kindliche Hörschäden (Pädaudiologie)
durchgeführt werden.
Die
Wahl der passenden Hörgeräte erfolgt zunächst
nach der benötigten Verstärkung, in Abhängigkeit
von der Form und dem Grad des Hörverlustes. Im Regelfall
werden während der Hörgeräteanpassung etwa
2-3 verschiedene Hörgeräte oder Hörgerätepaare
auf den Hörverlust eingestellt. Anschließend werden
die Einstellungen der unterschiedlichen Geräte anhand
der Reaktionen des Kindes miteinander verglichen. Sehr genau
muss dabei beobachtet werden, ob das Kind etwa Unbehaglichkeitsreaktionen
(z.B. übermäßige Schreckreaktionen) mit
den Hörgeräten zeigt. Genau so wichtig ist die
Frage, ob das Kind mit den Hörgeräten bessere Hörreaktionen
zeigt als ohne, d.h. ob ein "Hörgewinn" erkennbar
ist. Dies wird mit Hilfe verschiedener audiometrischer Messverfahren überprüft,
siehe Hörschwellenbestimmung (Audiometrie)
bei Kindern. Die Geräte unterscheiden sich im Klang
und besitzen verschiedene Signalverarbeitungstechniken. Auch
der Sitz des jeweiligen Hörgerätes am Ohr spielt
eine Rolle im Hinblick auf die individuelle Formung der Ohrmuschel
des Kindes. Zuletzt kann auch die Bedienung und Handhabung
der Geräte als Entscheidungskriterium für die Eltern
dienen.
Quellen:
Phonak
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Cochlea-Implantate
Lässt
sich mit einem Hörgerät kein ausreichendes Hörvermögen
für das Verstehen von Sprache erreichen, so kann unter
bestimmten Umständen die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat
(CI) helfen, siehe Bild unten. Die wichtigste Voraussetzung
dafür ist ein funktionsfähiger Hörnerv. Ein
Cochlea-Implantat ist eine Innenohr-Prothese, die operativ
in die geschädigte Cochlea eingeführt wird. Ein
Sprachprozessor (grau), über den die Schallaufnahme
sowie die Verarbeitung des Schalls erfolgt, wird außen
am Körper (meist hinter dem Ohr) getragen. Für
kleinere Kinder stellen die meisten Hersteller auch Tragevarianten
des Sprachprozessors zur Verfügung , bei denen das Batteriefach
beispielsweise an der Kleidung befestigt werden kann. Die Übermittlung
der entsprechend codierten Signale an das eigentliche Implantat
erfolgt durch die geschlossene Haut hindurch,
also transkutan, über eine Induktionsspule. Das Implantat
erzeugt dann auf den Schallreiz hin definierte elektrische
Reize, die über einen Elektrodenträger direkt in
die Cochlea geleitet werden. Im Innenohr werden
durch die elektrische Reizung Nervenimpulse
erzeugt, die dann wie beim natürlichen Hörvorgang über
die Hörbahn an das Gehirn weitergeleitet und dort als
Höreindruck interpretiert werden.
Auch
das Hören mit einem Cochlea-Implantat unterliegt einem
kontinuierlichen Lernprozess. Es unterscheidet sich vom rein
akustischen Hören, d.h. bereits erlernte Höreindrücke
müssen neu zugeordnet werden. Liegt noch keine Hörerfahrung
vor, so hängt der Hörerfolg zu einem großen
Teil vom Zeitpunkt der Implantation ab. Die "sensible
Phase" der Hör- und Sprachentwicklung findet etwa
in den ersten vier Lebensjahren statt. Wurden innerhalb dieser
Zeit keine adäquaten Höreindrücke wahrgenommen,
können die dadurch entstandenen Entwicklungsrückstände
vor allem im Hinblick auf die Sprachentwicklung nur noch
unzureichend behandelt werden. Der zu erwartende Erfolg einer
Cochlea-Implantatation wäre in diesem Zusammenhang eher
gering. Andererseits kann eine sehr frühe Implantation
im Idealfall eine annähernd normale Hör-Sprach-Entwicklung
ermöglichen. Dazu ist jedoch eine optimale Hörförderung
sowie eine kontinuierliche Betreuung des Kindes erforderlich.
In diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass es
sich bei einem CI lediglich um eine Prothese handelt, welche
das natürliche Hörvermögen nicht vollständig
ersetzen kann. Die Entwicklung ist dabei von verschiedenen
Faktoren abhängig und verläuft bei jedem Kind unterschiedlich.
Auch bei einer beidohrigen (bilateralen) CI-Versorgung und
einer optimalen Förderung ist das Kind in jedem Fall
weiterhin hochgradig schwerhörig oder gehörlos,
wenn es keinen Sprachprozessor trägt.
mit freundlicher Genehmigung der Firma MED-EL
Deutschland GmbH
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Hörschwellenbestimmung
(Audiometrie) bei Kindern
Als "Hörschwelle" wird
der individuelle Schalldruck (wird meist in der Einheit "dB
HL" angegeben) bezeichnet, welcher notwendig ist, um
bei einem bestimmten Menschen gerade eben einen Höreindruck
zu erzeugen. Die Messung dieser individuellen Hörschwelle
wird als "Audiometrie" bezeichnet. Es gibt verschiedene
Verfahren zur Bestimmung des Hörvermögens und zur
Lokalisierung von Hörschäden.
Bei
der Beurteilung des Hörvermögens mit Hilfe der
unterschiedlichen Messverfahren gibt es einige Dinge zu beachten,
was sich in den folgenden Erläuterungen zeigen wird.
Es ist daher nicht möglich, eine Diagnose nur aufgrund
einer einzigen Messung oder eines bestimmten Verfahrens zu
stellen. Vielmehr sind verschiedene Methoden notwendig, um
eine umfassende Aussage über die Art und den Grad der
Hörstörung treffen zu können und damit die
passende Therapie zu ermitteln.
Subjektive
Audiometrie
Auch
Kinder mit einem normalen Hörvermögen müssen
das Hören erst "erlernen". Während des
ersten Lebensjahres findet die Ausbildung der so genannten
Hörbahn statt. Das bedeutet, dass Schallreize erst nach
und nach mit gewissen Höreindrücken verknüpft
und interpretiert werden. Die Wahrnehmungsschwelle
für Schallereignisse liegt für ein normalhörendes
Neugeborenes bei etwa 80 dB HL und sinkt erst innerhalb des
ersten Lebensjahres auf etwa 0-20 dB HL. Diese Schwelle wird
im Säuglings- und Kleinkindalter mit Hilfe von Reaktionen
des Kindes im "Freifeld" bestimmt. Diese Messung
findet in einem schallgedämmten Raum statt. Üblicherweise
sitzt das Kind während der Untersuchung auf dem Schoß der
Eltern oder im Kinderwagen. Über Lautsprecher werden
Schallreize mit verschiedener Frequenz und Lautstärke
angeboten. Als Schallreize werden meist Wobbeltöne oder
Schmalbandrauschen verwendet. Anhand der Reaktionen des Kindes
(Veränderung der Atmung, Augenbewegungen, Innehalten
in einer Bewegung, z.B. Schnullern, Schreckreaktionen etc.,
bei älteren Kindern ggf. Lokalisation der Schallquelle)
wird nun für die verschiedenen Frequenzen die Lautstärke
ermittelt, bei der eine Hörreaktion beobachtet werden
konnte.
Für
die "Reaktionsaudiometrie" benötigt der Untersucher
viel Erfahrung und Routine in der Beurteilung der Hörreaktionen,
da jedes Kind unterschiedlich auf Schallreize reagiert. Die
Reaktionsaudiometrie kann auch mit Hörgeräten durchgeführt
werden und ermöglicht auf diese Weise eine Beurteilung
des Hörerfolges, eine Kontrolle der Einstellung sowie
einen Vergleich zwischen verschiedenen Hörgeräten
oder -Einstellungen.
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Bei älteren
Kindern ab etwa 2-3 Jahren kann die Hörschwellen meist
mit Hilfe eigener Angaben ermittelt werden. Dies wird in
Form von "Spielaudiometrie" durchgeführt.
Dabei erhält das Kind die Anweisung, eine Spielhandlung
auszuführen (z.B. "steck das Klötzchen in
das Brett" oder "wirf die Kugel in den Eimer"),
sobald es einen Ton oder ein Geräusch hört. Zunächst
erfolgt die Messung der Tonaudiometrie wie bei der Reaktionsaudiometrie über
Lautsprecher. Sind die Kinder etwas älter und können
die Spielhandlung gut umsetzen, wird die Messung mit einem
Kopfhörer für beide Ohren getrennt vorgenommen.
Die folgenden Bilder zeigen Beispiele für getrenntohrig
aufgenommene Tonaudiogramme; dargestellt ist jeweils das
rechte Ohr. Die obere, gestrichelte Linie kennzeichnet dabei
die Messung über Knochenleitung. Dabei kann der jeweilige
Ton mit Hilfe eines speziellen Hörers über Schwingungen
des Schädelknochens direkt an das Innenohr übertragen
werden. Die untere Kurve zeigt die Messung über Luftleitung,
also über einen normalen Kopfhörer. Da der Ton
hierbei erst noch das Mittelohr "passieren" muss,
bevor er auf das Innenohr trifft, kann diese Kurve niemals
besser sein als die Knochenleitung.
Das
Audiogramm oben links zeigt die Hörkurve eines Normalhörenden
(Normakusis). Sowohl Luftleitung als auch Knochenleitung
sollten hierbei in einem Bereich von 0-20 dB HL und im Abstand
von weniger als 15 dB zueinander liegen.
Im
zweiten Audiogramm oben rechts ist eine reine Schalleitungsstörung
dargestellt. Die Knochenleitung weist hierbei über den
gesamten Frequenzbereich normale Werte auf. Die Luftleitungskurve
ist jedoch mit einem Abstand von 35-45 dB zur Knochenleitung
nach unten verschoben. Hier könnte z.B. eine starke
Tubenbelüftungsstörung, möglicherweise auch
ein Mittelohrerguss vorliegen, welcher die Übertragung
des Schalls zum Innenohr beeiträchtigt.
Das
Audiogramm unten weist eine Schallempfindungsschwerhörigkeit
auf. Luftleitung und Knochenleitung verlaufen parallel mit
geringem Abstand zueinander. Der dargestellte Hörverlust
ist in den hohen Tönen stärker ausgeprägt
als im Tieftonbereich. Dieser Verlauf zeigt sich häufig
bei Innenohrschäden.
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Objektive
Audiometrie
Mit
Hilfe objektiver Audiometrieverfahren (z.B. ABR
oder BERA) lässt sich schon unmittelbar nach der
Geburt die "tatsächliche" Hörschwelle
messen, welche im Normalfall bei 0-20 dB HL liegen sollte.
Sie ist insofern zunächst nicht mit der Reaktionssschwelle
des Kindes gleichzusetzen. Die objektive Audiometrie dient
im Rahmen der Diagnostik zur Bestimmung der Hörschwelle.
Sie ermöglicht jedoch keine Aussagen über die Qualität
einer Hörgeräteanpassung. Als
erstes wird meist eine so genannte "Click-BERA" gemessen.
Diese wird bei Säuglingen und Kleinkindern bisher weitgehend
im Schlaf durchgeführt, da im Wachzustand Muskelbewegungen
die Qualität der Ergebnisse beeinflussen können
und daher keine sichere Aussage über das Hörvermögen
zulassen. Häufig wird zur Erleichterung des Einschlafens
eine so genannte "Sedierung" verwendet, wobei es
sich um ein Beruhigungsmittel handelt. Messungen in Narkose
werden nur selten und unter bestimmten Umständen durchgeführt.
Meist wird eine BERA in Narkose im Zusammenhang mit einer
ohnehin geplanten Operation (z.B. Parazentese [Trommelfell-Schnitt],
Paukenröhrcheneinlage [zur Mittelohrbelüftung],
Adenotomie [Entfernung der Rachenmandeln oder "Polypen"])
durchgeführt.
Für
die Messung der Click-BERA werden meist drei bzw. vier Einmal-Elektroden
auf die Kopfhaut aufgeklebt. Über einen Kopfhörer
werden während der Messung Schallreize (mit Frequenzanteilen
zwischen etwa 2 und 4 kHz) an das Ohr abgegeben. Über
die Elektroden werden Spannungsänderungen an der Kopfhaut
erfasst. Auf diese Weise kann mit Hilfe von speziellen Mittelungsverfahren
bestimmt werden, ob die abgegebenen Schallreize bei einer
bestimmten Lautstärke verarbeitet und über die
Hörbahn bis zum Hirnstamm weitergeleitet werden. Das
so genannte "Potential", d.h. die Antwortwelle
im EEG auf den Höreindruck, besitzt dabei für jedes
Kind eine etwas unterschiedliche Form. Sie ist aber auch
abhängig von den Messbedingungen. Eine wichtige Rolle
spielt dabei der Schlaf des Kindes. Unruhe, Bewegungen, Schnarchen
etc. können die Qualität der Messergebnisse beeinflussen.
Für die Beurteilung der abgeleiteten Potentiale benötigt
der Untersucher, wie auch bei der Reaktionsaudiometrie, Routine
und Erfahrung. Da die gemessenen Kurven noch visuell bewertet
werden müssen, spricht man bei der BERA im eigentlichen
Sinne auch von einem semi-objektiven Testverfahren.
Mittlerweile
stehen auch Methoden zur Verfügung, welche eine genauere
Bestimmung des Frequenzverlaufes innerhalb der Hörkurve ermöglichen. Die
so genannte "Notched-Noise-BERA" (NN-BERA) wird
hierbei am häufigsten verwendet. Ob eine NN-BERA durchgeführt
werden kann, hängt häufig davon ab, ob das Kind
während der Untersuchung lange genug schläft, da
vorrangig meist eine Messung bzw. Bestätigung der Hörschwelle
insgesamt (über Click-BERA) erfolgen soll. Unter
Umständen kann daher eine weitere Untersuchung notwendig
sein.
Zur Überprüfung
und genaueren Lokalisierung des Hörverlustes wird meist
die Messung Otoakustischer Emissionen genutzt.
Diese ermöglichen jedoch nur eine Aussage über
die Funktionsfähigkeit des Innenohres, genauer gesagt
der Äußeren Haarzellen, wenn sie nachweisbar sind.
Lassen sich keine OAE messen, so kann dies verschiedene Ursachen
haben und deutet nicht immer auf einen Hörverlust hin.
Häufig liegt nur eine vorübergehende Tubenbelüftungsstörung
vor. In einigen Fällen sind ungünstige Messbedingungen
(motorische Unruhe oder Lautieren des Kindes, Umgebungslärm,
durch Ohrenschmalz verschlossene Messsonde,...) die Ursache
für fehlende OAE's. Zudem lassen sich bei einigen Menschen
trotz eines normalen peripheren Hörvermögens keine
ausreichenden Otokustischen Emissionen nachweisen.
Bei
der diagnostischen Messung Otoakustischer Emissionen wird
unter anderem die Reproduzierbarkeit der Antworten in
Prozent angegeben. Häufig wird dies als prozentualer
Hörverlust fehlinterpretiert. Generell kann ein Hörverlust
auf diese Weise nicht klassifiziert werden, da er in den
verschieden Frequenzbereichen des menschlichen Hörbereiches
meist unterschiedlich ausfällt. Die verschiedenen möglichen
Verläufe der Hörkurve sowie der Grad der Hörstörung
erfordern daher eine spezielle Bewertung hinsichtlich der
Einstufung.
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